Kennt ihr das Buch „Veronika beschließt zu sterben“ von Paulo Coelho?! Dort liest in der allerersten Szene die Protagonistin, die in Ljubljana lebt, in einer Zeitschrift einen Artikel mit der Überschrift „Wo liegt eigentlich Slowenien?“ – und stellt fest, dass kaum jemand auf der Welt ihr Heimatland kennt. Mir ging es genauso, aber auf den Tipp einer Freundin hin buchte ich einen Zug nach Ljubljana – und war begeistert von diesem kleinen Land zwischen Österreich, Italien, Kroatien und Ungarn, das viel zu oft unterschätzt wird. Vor allem für alle, die in Österreich oder im Süden von Deutschland leben, ist Slowenien ein fantastisches Reiseziel, da es so nah liegt (weniger als vier Stunden von Wien, weniger als drei Stunden von Graz) und trotzdem so viel bietet. Was alles? Das erkläre ich euch jetzt – und nenne euch fünf Gründe, warum Slowenien eine Reise wert ist.
Ach ja, bevor ich es vergesse: Mein Name ist übrigens Ariane und ich freue mich riesig, hier einen Gastartikel veröffentlichen zu dürfen. Normalerweise blogge ich auf heldenwetter über Reisen, Fotografie und Kreatives – vielleicht habt ihr ja mal Lust, vorbeizuschauen?
1. Die Magie des Sees von Bled
Als wir am See von Bled ankamen, konnten wir gerade kurz die Füße in das kristallklare Wasser tauchen, dann fing es an zu regnen. Zuerst habe ich mich ganz schön darüber geärgert, dann gingen wir nach dem Regen nach draußen – und waren begeistert. Der See war in eine magische silberne Farbe getaucht und so ruhig, dass sich jede Spiegelung besonders deutlich abzeichnete. Die Ausflugsboote, die Ruderer und die Schwimmer hatten sich verzogen, nur ein paar Schwäne schwammen langsam ihre Bahnen. Bled bietet wirklich einen atemberaubenden Blick: Rechts die Burg, links die kleine kreisrunde Insel mit der alten Kirche darauf, die dem See eine märchenhafte Atmosphäre verleiht und in diesem Moment über dem Wasser zu schweben schien… Ringsum erstrahlten die Berghänge in einem beinahe unwirklichen Sattgrün, uns umfing Stille und der intensive Geruch nach nassem Gras. Über dem See hingen die Wolken so tief, dass man das Gefühl hatte, man könnte sie berühren.
Wir stiegen die Stufen zur Burg hinauf, die auf einem Felsen über dem See thront, und kamen dem Himmel gefühlt immer näher. Oben angekommen ein Blick wie in einem Gemälde von Caspar David Friedrich, ein Mensch über den Wolken, über der Welt, über dem See, der aus dem Weiß und Grau nach und nach auftaucht und seine volle Schönheit entfaltet. So – ich hör mal auf zu schwärmen und lasse die Bilder sprechen. Der See von Bled ist ganz einfach magisch und in seiner Umgebung gibt es richtig viel zu sehen. Ein tolles Reiseziel, das ich euch sehr ans Herz legen möchte!
2. Das unaufgeregt schöne Ljubljana
Ljbuljana ist eine Stadt, von der ich vorher so gut wie nichts wusste und die mich vom ersten Moment an begeistert hat. Als ich mich aufmache, die Stadt zu erkunden, und auf dem Hauptplatz Ljubljanas stehe, der nach Sloweniens Nationaldichter Prešeren benannt wurde, sitzt dort ein älterer Mann und spielt auf einem Akkordeon Melodien, die mich an bayerische Volksfeste erinnern. Gleich nebenan überspannen drei Brücken die Ljubljanica, so nah nebeneinander, dass man gar nicht mehr das Gefühl hat, einen Fluss zu überqueren. Auf der anderen Seite kleine Gässchen, schöne Plätze, schmale Altbauten mit hübschen kleinen Balkonen. An den Ufern rechts und links des Flusses kleine Cafés, Bars und Restaurants und viele Grünflächen. Läuft man in Richtung Markt, durchquert man einen römisch anmutenden Säulengang.
Ljubljana ist irgendwie direkt sympathisch. Auf große Prunkbauten wurde verzichtet, stattdessen sind die Häuser klein, aber hübsch. Jože Plečnik, der Architekt, der das Stadtbild in den 20er und 30er Jahren prägte (und unter anderem die Drei Brücken sowie die Markthalle und die begrünten Uferflächen entwarf), hat sich auf verspielte Säulen und hübsche Fassaden konzentriert, anstatt Superlative zu gestalten. So ist die Schönheit der Stadt angenehm zurückhaltend und lädt dazu ein, mehr zu entdecken. Auch, wenn sich viele Touristen durch die Straßen schieben, ist alles irgendwie ruhig, beschaulich, gelassen. Slowenien, das ist Entspannung pur, sowohl in der Natur als auch in den Städten.
3. Kremsnite und Burek
Früher war das Land Teil Österreich-Ungarns, bevor es Teil von Jugoslawien wurde. Die Meerseite Sloweniens stand immer schon unter großem italienischen Einfluss. Heute ist Slowenien Mitglied der EU, hat sogar den Euro als Währung und ist von den einzelnen Staaten, in die das ehemalige Jugoslawien zerfiel, das absolute „Vorzeigeland“. Schnell merkt man es Slowenien an, wenn man dort ist, dieses besondere Flair irgendwo zwischen Venedig, Österreich und slawischen Einflüssen. Ist man in Ljubljana unterwegs, fühlt man sich eigentlich eher wie in einer süddeutschen oder österreichischen Kleinstadt als wie in der Hauptstadt eines slawisch geprägten Landes. Erst, wenn man das Zentrum verlässt, ist das Ufer der Ljubljanica gesäumt von verfallenen Fabrikgebäuden und alten Häusern, die von außen kaum den Anschein erwecken, als wäre innen noch Leben möglich – und doch weiße Spitzengardinen hinter den Fenstern hängen haben. Die ungemähten Wiesen davor sorgen dafür, dass mich alles an ostdeutsche Dörfer erinnert, an Orte, die man eher im Zusammenhang mit Abwanderung oder Strukturschwäche im Ohr hat.
Dieses Zusammenspiel verschiedener Einflüsse wird auch in der slowenischen Küche deutlich: Cremeschnitte mag vielleicht auch ein österreichischer Bäcker verkaufen, aber Kremšnite gibt es nur in Slowenien. Und das beste Fastfood, was man hier findet, sind definitiv die wunderbar fettigen Burek, die in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien verbreitet sind und ursprünglich aus der türkischen Küche stammen. Slowenien ist sowohl kulinarisch als auch architektonisch ein wunderbarer Mix aus unterschiedlichen Einflüssen – und ein tolles Beispiel für europäische Integration.
4. Unberührte Alpenlandschaften
Ich gebe es zu, so schön der See von Bled ist, als „unberührte“ Landschaft darf man ihn wirklich nicht bezeichnen. Schließlich haben viele Menschen erkannt, dass von der kleinen Insel mit der Kirche darauf und dem Schloss auf dem Felsen eine derartige Magie ausgeht und rings um das Ufer des Sees reihen sich Hotels, Jugendherbergen, Bootsverleihe und Restaurants aneinander. Eine kurze Busfahrt entfernt jedoch, am See von Bohinj, gibt es das alles nicht, stattdessen ganz viel unberührte Natur. Die Umgebung des Sees wurde nämlich schon sehr früh zum Nationalpark ernannt, weshalb direkt am See nur ganz wenige Gebäude stehen. Auf dem See ist es wunderbar ruhig, Touristen kommen gar nicht so viele dorthin, rundherum liegt Wald und man hat den Blick auf traumhaft schöne Berge. Im Wasser spiegeln sich die verschiedenen Farben der Natur rundherum und hier ist das Wasser so glasklar, dass man vom Boot oder Ufer aus den Fischen zusehen kann…
In der weiteren Umgebung der beiden Seen gibt es richtig viel zu entdecken und viele Ausflugsziele und Wanderwege kann man, vor allem, wenn man nicht gerade in der Hauptsaison kommt, fast alleine erkunden.
5. Kreativität und Kunst
Ein bisschen vom Stadtzentrum entfernt liegt das alternative Zentrum Metelkova. Früher war es mal ein Militärgelände samt Gefängnis für Dissidenten. Heute ist es voller Kunst – gemalt, geklebt, gebastelt, aus Altem, herrlich bunt, mit Fliesen zu einem großen Mosaik gestaltet… Man weiß gar nicht, wohin man zuerst gucken soll. Jeder Quadratzentimeter strotzt vor Kreativität. Das Gefängnis wurde übrigens zu einem Hostel umgestaltet, jede Zelle von einem anderen Künstler dekoriert. Abends läuft hier Musik, es wird Bier ausgeschenkt und die Metelkova ist ein Treffpunkt für die Jugend der ganzen Stadt.
Insgesamt strotzt Ljubljana nur so vor Kreativität. In den Straßen hängen bunte Regenschirme, die zu Lampen umfunktioniert wurden, überall finden sich Graffitis und bunte Mosaike. Über Stromleitungen hat jemand Schuhe geworfen. Ich bin erst ein bisschen verwirrt, bedeuten Schuhe über Stromleitungen doch in Lateinamerika die Grenzen zwischen den Gebieten verfeindeter Gangs oder Dealer. In Ljubljana, erfahre ich am Tag darauf, ist die Bedeutung der Schuhe jedoch noch nicht ganz geklärt, irgendwann waren sie einfach da. Am wahrscheinlichsten ist wohl die Theorie, dass Erasmusstudenten bei ihrem Abschluss ein Paar Schuhe über eine Leitung werfen – und der Brauch von allen möglichen anderen Menschen aufgegriffen wurde. Fotogen sind die Schuhe allemal! Wer in Ljubljana unterwegs ist, hat wirklich überall etwas zu gucken!
Egal, ob ihr einen Wochenendtrip machen wollt oder ob ihr in Richtung Balkan aufbrecht und überlegt, noch einen Zwischenstop einzulegen: Schaut euch das kleine Slowenien mal etwas näher an!
3 Antworten
Super schöne Bilder, scheint sich wirklich zu lohnen! Schon allein für diesen Kuchen würde ich dort hin fahren 😀
Dein Header gefällt mir übrigens auch super super gut!
Viele Grüße
Lysann // http://www.LynndgrenLynndstroem.blogspot.de
Wow tolle Bilder… Slowenien ist wirklich mal was anderes und reizt mich nach deinem Beitrag sehr… landschaftlich erinnerts mich streckenweise sogar an meinen Urlaub in Schenna… bin beeindruckt:)
Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂