Verona: Mit dem Nachtzug nach Italien

Auf der Suche nach einer Stadt, die von Österreich aus leicht zu erreichen ist und nicht allzu großen Reiseaufwand für ein Wochenende bedeutet, kamen wir auf die romantische Stadt Verona in Italien. Zur Auswahl stand noch Mailand, da wir unbedingt mit dem Nachtzug der ÖBB anreisen wollten, und Mailand sich hierfür ausgezeichnet eignet. Verona war sozusagen die zweite Wahl, was wir aber keineswegs bereuten.

Anreise mit dem Nachtzug

Der Nachtzug nach Verona war schnell und einfach gebucht. Ich fuhr Mittwochabend um 20 Uhr von St. Pölten ab, meine Freundin A. stieg in Salzburg dazu. Insgesamt bezahlte ich 158 Euro für beide Strecken. Wir buchten zwei Plätze in einem 6-Bett-Liegewagon und teilten uns das Abteil bei der Hinfahrt mit zwei Geschäftsleuten. Im Abteil liegen Polster und Decke bereit, ein kleines Frühstück kurz vor Ankunft war ebenfalls inkludiert. Die Zugfahrt war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig, man muss sich einfach an den Lärm und das Ruckeln gewöhnen. Anfangs hatte ich auch ständig Angst, runter zu fallen. Wir belegten nämlich die beiden oberen Liegen. Nach nur kurzer Zeit fühlten wir uns aber wohl und machten uns bereit für die Nacht. Die Rückfahrt hingegen war völlig problemlos, wir stiegen bereits im Schlabberlook und mit geputzten Zähnen in den Zug und kamen halbwegs (die Grenzkontrolle ausgenommen) ausgeruht in Salzburg an. Bei einer Fahrt mit dem Nachtzug muss einem bewusst sein, dass man vermutlich nicht den besten Schönheitsschlaf bekommt. Nichtsdestotrotz ist es eine praktische Alternative, die mit einigen Abstrichen auch durchaus zu empfehlen ist. Es war für uns eine Art Abenteuer, das wir gemeinsam erleben wollten und auch jederzeit wieder machen würden. Tipp: Vorab bereits in die Schlaf-Klamotten schlüpfen, sich gegebenenfalls abschminken, die Zähne putzen etc. – somit erspart man sich das im relativ engen Abteil und muss dafür nicht die enge Zugtoilette benutzen.

Vorteile: Anfahrt zum/vom Flughafen entfällt, Frühstück inkludiert, Liege statt Sitz, mehr Platz als im Flieger (gerade für größere Leute ideal), keine Gepäcksbeschränkungen (Flüssigkeiten!), Sicherheit (das Abteil kann abgeschlossen werden)
Nachteil: Fahrtlärm, trockene Luft im Zug/Zugluft bei offenem Fenster, für große Gepäckstücke ist dennoch wenig Platz, den Preis fand ich relativ teuer – da es aber leider keine ideale Flugverbindung gab, nahmen wir das in Kauf

Unterkunft

Wir buchten über booking.com ein Apartment direkt im Zentrum, welches einerseits durch die tolle Lage, andererseits durch gute Bewertungen ins Auge stach. Vom Bahnhof aus liefen wir ca. 20 Minuten zur Unterkunft. Das B&B Al Filarmonico liegt nur wenige Meter von der Arena entfernt, bietet drei Zimmer und drei Bäder. Das Frühstück ist vielfältig und es ist von Croissants, Joghurt, Toast, Schinken/Käse bis Obst und süßen Köstlichkeiten alles dabei. Das WLAN ist in der ganzen Unterkunft kostenlos. Ein wesentlicher Vorteil war, dass wir bereits gegen 8 Uhr unser Gepäck abstellen durften und am Abreisetag sogar bis 22 Uhr einen Hausschlüssel hatten. Somit konnten wir den letzten Tag unkompliziert ohne Gepäck durch die Stadt laufen und uns vor Abreise nochmal frisch machen.

Sehenswürdigkeiten

Um ehrlich zu sein, recherchierten wir vor Abreise nicht sonderlich bezüglich Sehenswürdigkeiten oder Gebäuden/Museen, die man in Verona unbedingt sehen muss. Der Plan war, einfach drauf los zu laufen, durch Gassen zu schlendern, in netten Cafés leckeren Kuchen zu essen und eher auf die kleinen, unscheinbaren Details zu achten. Gesagt, getan. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten waren für uns die Arena, das Haus der Julia und diverse Plätze zum Flanieren und Bummeln. Trotz trüben und teils regnerischem Wetter ließen wir uns nicht davon abhalten, die Stadt zu erkunden und mussten feststellen, dass Verona auch ohne strahlendem Sonnenschein bezaubernd ist. Zum Glück hat sich am letzten Tag unseres Aufenthalts doch noch die Sonne blicken lassen, was natürlich alles in noch besseres Licht rückt.

Da wir zufällig zum Faschings-/Karnevalswochenende dort waren, gab es am Samstag tagsüber ein großes Fest mit Umzug im Zentrum, lauter Musik, grölenden Teenagern und natürlich einem wahnsinnigen Menschenauflauf. Wir versuchten, dem so gut wie möglich zu entkommen und liefen dadurch an diesem Tag vor allem in den kleinen Seitengassen herum. Was für uns sehr irritierend war: Teenager beschossen sich gegenseitig mit Eiern und Mehl – ihr könnt euch nicht vorstellen, wie verschmutzt und dreckig nicht nur die Menschen selbst, sondern auch das Zentrum an diesem Tag aussahen. Gegen Abend löste sich der Spaß dann langsam aber sicher auf und die Putztrupps nahmen ihre Arbeit auf. Falls man also wie wir nicht viel von Karneval hält, sollte man sich eventuell ein anderes Reisedatum aussuchen.

Arena di Verona: die Arena ist wohl die eindrucksvollste Sehenswürdigkeit von Verona, ein Muss für Fans von klassischer Musik, das Theater kann besichtigt werden und soll sehr beeindruckend sein, wir haben es zu Fuß umrundet und von außen bestaunt.

Piazza Brà: dieser Platz ist sozusagen der Eingang zur Altstadt, hier befindet sich auch die Arena, ein netter Park und rund herum gibt es unzählige Restaurants. Wir haben uns hier mal ein Eis gegönnt, auf einer der vielen Parkbänken Platz genommen und das Treiben beobachtet.

Case di Giulietta: das Haus der Julia ist weltbekannt und dementsprechend überlaufen, dennoch sollte man es gesehen haben, wenn man in Verona ist. Die Wände auf dem Weg zum Hinterhof sind voller Unterschriften und zeigen von den vielen Besuchern. Im Hof steht die Julia-Statue und man kann kostenpflichtig auch auf den Balkon, wenn man zum Beispiel ein Foto davon haben möchte. Unser Glück war das trübe Wetter, denn wir konnten ungestört Fotos machen und uns die vielen Unterschriften ansehen.

Piazza della Erbe: ein wunderschöner Platz, der zu jeder Tageszeit sehenswert ist – hier kann man am Markt einkaufen oder einfach nur beobachten und verweilen, es gibt viele Restaurants und Cafés, direkt dahinter befindet sich die Piazza die Signori.

Via Mazzini: 
eine sehr belebte Einkaufsstraße, die die Piazza Bra mit der Piazza della Erbe verbindet – hier reihen sich Modegeschäfte und Eisdielen aneinander (auch wir kamen nicht drum herum und verloren uns in einigen Geschäften *oops*)

Natürlich gibt es noch viele andere bedeutungsvolle Sehenswürdigkeiten in und rund um Verona. Da wir uns aber meist einfach nur treiben lassen haben und ohne Reiseführer da waren, kann ich dazu keine weiteren Informationen bieten.

Kaffee, Kuchen & „Cioccolata calda“

Das wohl wichtigste, wenn ich mit meiner Freundin A. unterwegs bin, ist Kaffee. Ihr kennt bestimmt diese Menschen, die ohne Kaffee am Morgen schier unerträglich sind. Liebe A., nichts für ungut, aber du bist einer davon 🙂 Natürlich wissen wir beide darüber Bescheid und zelebrieren dementsprechend auch die Kaffeestunde am Nachmittag. Aus diesem Grund hat meine liebe Freundin bereits vorab kleine, süße Cafés gesucht und viel recherchiert. Auch über die berühmte italienische heiße Schokolade hat sie mich aufgeklärt, und dass ich unbedingt eine probieren müsse. Anfangs skeptisch, bin ich nach diesem Italien-Urlaub nun ein hoffnungsloser Fall, was Cioccolata calda bianca angeht.

Caffe Borsari: vorbei an der Piazza della Erbe auf die Corso Porta Borsari, noch ein paar Schritte, fast vorbei gelaufen… Hier befindet sich das zuckersüße, winzige Caffe Borsari, welches eine riesen Auswahl an Kaffee bietet. Es gibt nur wenige Sitzplätze und insgesamt haben auch nur sehr wenige Leute auf einmal Platz. Viele Italiener trinken am Tresen einen schnellen Espresso, während wir einen der wenigen Plätze ergattern konnten und uns die bekannte heiße Schokolade gönnten. Mein erstes Mal Cioccolata calda mit weißer Schokolade – köstlich! Eines ist sicher, ich werde nie wieder herkömmliche heiße Schokolade in Österreich oder sonst wo trinken. Trotz der völlig überladenen Deko herrscht hier richtige italienische Atmosphäre, mit zuvorkommenden und sehr hilfsbereiten Service. Es hat uns so gut gefallen, dass wir kurz vor Abreise nochmal hinmussten.

Caffe Wallner: hier waren wir während des Karnevalumzugs und wir kamen zum richtigen Zeitpunkt, einige Minuten später war es nämlich brechend voll und dementsprechend laut, da all die verkleideten Menschen Schutz vor dem Regen suchten. Das Caffe hat eine unglaublich große Auswahl an Kuchen und Kleingebäck, Kaffee, Tee und sogar Eis für die kleinen Gäste. Das Personal war sehr freundlich und auch die Kuchen haben uns besonders gut geschmeckt. Das Caffee Wallner lag genau zwischen unserem Apartment und dem Piazza Brà.

Pasticceria Flego: gleich am ersten Tag kamen wir in diesem kleinen, netten Café vorbei und gönnten uns ein richtig leckeres Frühstück – ich hatte sowohl ein herzhaftes Croissant als auch Süßgebäck und wir tranken köstlichen Kaffee. Es gibt einige kleine Sitzgelegenheiten, eine große Auswahl an Getränken und Kuchen sowie kostenloses WLAN.

Bevorzugt ihr eher eine Anreise mit dem Flugzeug oder könnt ihr euch auch eine Fahrt mit dem Nachtzug vorstellen? War schon jemand in Verona und wie hat es euch gefallen?

Ich hoffe, euch hat mein erster Gastbeitrag hier auf chamy travels gefallen.
Liebe Grüße
Bianca

10 Antworten

  1. Ich bin ein einmal mit dem Nachzug (Hamburg – Rom, also eine sehr lange Strecke) gefahren und kann sagen EINMAL UND NIE WIEDER! Fliegen ist da deutlich unproblematischer. 😉

    Verona möchte ich irgendwann aber auch, allerdings möchte ich dann gleich mehrere Städte in Italien bereisen, damit es Sinn macht. Florenz oder Pisa wären da in Kombi ganz nett. 🙂 Auf jeden Fall danke für deinen informativen Artikel, werde ihn vor meiner Italien-Reise definitiv noch mal lesen. Das Sonnenuntergangfoto ist ein Traum, meine werde leider nie so :/

    Grüße aus der Hansestadt!

  2. Ich hab's leider bis jetzt noch nie nach Verona geschafft, obwohl ich schon einige Mal in der Gegend war: Florenz, Padua, Mailand, Pisa, Genua, Venedig und und und… aber Verona hab ich noch nicht zu Gesicht bekommen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. 🙂

  3. Verona ist wirklich ein Traum! Ich war letzten Herbst das erste (und sicher nicht letzte) Mal dort. Mit dem Nachtzug bin ich auch schon mal gefahren, war auch eher eine unbequeme Erfahrung. Weiß nicht, ob ich mir das nochmal antue 😉

  4. Das klingt tatsächlich nach einer sehr langen Strecke – da hätte ich wohl auch das Flugzeug bevorzugt 🙂 Wir konnten aufgrund der begrenzten Zeit nur eine Stadt bereisen. Hätten wir länger Zeit gehabt, hätten wir noch Mailand dazu genommen. Das wurde nun auf ein anderes Mal verschoben 🙂 Danke für dein liebes Feedback! LG nach Hamburg

  5. Von Salzburg aus sind wir ca. 8 Stunden gefahren, wir sind also schon ziemlich zeitig in der Früh angekommen. Wir fanden keine Direktflüge nach Verona, nur über Mailand. Deshalb und weil wir den Nachtzug mal probieren wollten, haben wir uns gegen den Flug und für den Zug entschieden. LG, Bianca

  6. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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