Sicherlich führt das kleine südamerikanische Land Uruguay bei vielen Reisenden nicht gerade das Ranking der absoluten To-do-Reiseziele in der näheren Zukunft an. Ob sie damit richtig liegen, das darf bezweifelt werden. Denn auch schon die großen Reisebibeln haben den Reiz des Gaucho Landes, das sich entlang des mächtigen Silberflusses Rio de la Plata ausbreitet, erkannt. Im Top Ranking der US-Travel-Bibel nimmt Uruguay im Jahr 2016 einen der vorderen Ränge in der Liste der absoluten Reise-Highlights ein.
Mich selbst hat es durch einen Zufall nach einem 5-jährigen Asien Aufenthalt in das Land verschlagen. Ich kann wohl sagen, dass ich vorerst einmal hängengeblieben bin. 14 Jahre bin ich schon hier. Ich frage mich immer wieder, wie die Zeit so schnell vergehen konnte. Doch beim Grübeln darüber komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass es wohl die Lebensart der Uruguayer plus die atemberaubende Natur ist, die die Zeit im Fluge vergehen zu scheinen lassen. Und genau diese Feststellung mutet etwas absurd an, denn eigentlich passiert nicht viel. Es gibt mit einer Ausnahme weder gewaltige geografische Naturschönheiten noch ansonsten irgendwelche Superlative mit denen andere Länder Reisende locken. Warum aber haben Stars wie Shakira, Julio Iglesias und andere in Uruguay ihre Ferienhäuser? Und warum schauen Keanu Reeves, Marlon Wayans, Danny Glover, Mark Ruffalo oder Julianne Moore gern mal vorbei? Wohl, weil alles anders ist. Gemächlicher, beschaulicher, sympathischer, entspannter, eindringlicher, intensiver und genüsslicher – einfach mal um nur ein paar Attribute aufzuzählen, die ich selbst beim Uruguay erleben empfinde.
Uruguay – fernab von Stress und Hektik
Wer kann sich schon den faszinierenden Eindrücken entziehen, wenn hinter den spärlichen Baumgruppen allabendlich die untergehende Sonne ihre letzten tief orangenes Strahlen lachend auf das Blau des Atlantischen Ozeans wirft? Welcher Reisende ist nicht hin- und hergerissen von den weiten uruguayischen Rindersteppen, die sich vor den im Hintergrund erhebenden Sierras ausbreiten? Auf sattgrünen Pampawiesen grasen und dösen die Rinder, Pferde und Schafe bewacht von ein paar verträumt unter Bauminseln sitzenden Gauchos tagein, tagaus im selben Rhythmus. Ab und zu zieht der südamerikanische Cowboy an seiner selbstgedrehten Zigarette und hebt das Mate-Gefäss, um sich an seinem bitteren Kräutertrunk zu laben. Begriffe wie Stress, Hektik, Verkehrsstau und dergleichen verlieren in Uruguay weitgehend ihre Bedeutung. Wie sollen diese auch entstehen, wenn sich gerade einmal 3,3 Millionen Einwohner auf einer Fläche tummeln, die halb so groß wie Deutschland ist? Auf den Füßen haben sich wohl die wenigsten Einheimischen schon einmal gestanden. In manchen Departments leben gerade einmal 8 Einwohner pro km2.
Kürzlich habe ich mir ein Auto gemietet und bin 9 Tage lang 2500 km durch das Land gefahren. Mächtige Ströme im Landesinneren Uruguays wurden auf wackligen Flössen überquert und ich habe gelernt was es bedeutet keiner Menschenseele zu begegnen. Bei einer Querverbindung aus der Landesmitte zu den etwas dichter besiedelten Regionen am Rio Uruguay – einem 2500 km langen Fluss, der sich aus den Tiefen Brasiliens langsam heranwindet – begegnete ich 150 km weder einem Menschen, noch kam ich an einem Dorf vorbei. Die ein oder andere längst aufgegebene baufällige Behausung waren die einzigen Zeichen einstiger menschlicher Besiedlung.
Uruguay erleben – mit den Sinnen spielen
Nicht überall spielt sich das Leben derart ruhig ab wie im Landesinneren. Die Uruguayer verstehen es durchaus zu leben. Bei ausgelassene Karnevalsveranstaltungen, die an nackter Haut und ekstatischen körperlichen Windungen dem bekannteren Vorbild in Rio de Janeiro in Nichts nachstehen, geraten die ansonsten so zurückhaltenden Einheimischen aus dem Häuschen. Ansonsten dringen aber sanfte melancholische Tango-Klänge beim Aufenthalt in den alten Kneipen der lebendigen und dennoch eher beschaulichen Hauptstadt Montevideo dem Besucher ins Ohr. Lange an sich halten können die Einheimischen dann nicht. Die nächste Partnerin wird geradewegs aufgefordert zu den ins Mark und Bein gehenden Milonga- und Tango-Rhythmen das Tanzbein zu schwingen. Tango tanzen bedeutet nicht nur sich nach einem Rhythmus zu bewegen. Tango ist das Feuer und die Glut zugleich, die in den Adern der Criollo-Nachfahren lodert und nur darauf wartet zum Ausbruch zu kommen.
2 Antworten
Darf ich fragen, ob die Eingewöhnungszeit in Uruguay schwer war und wie man dort (beruflich) Fuß fasst? Ich finde solche Auswanderungen immer sehr spannend.
nein war es nicht, ich war ja vorher schon 5 Jahre in asiatischen Ländern. Da war es doch vom kulturellen Standpunkt etwas schwieriger.. Ich bin ja damals mit der Familie los. Nicht einfach nur rumgereist. Die Tochter musste ja irgendwann zur Schule. Ging aber alles. Es hängt von deiner eigenen Anpassungsfähigkeit ab. Ich habe keine Ansprüche gestellt Das ist der Trick.