Niederlande: Drei unvergessliche Tage in Giethoorn

Ruhe, Natur, grüne Wiesen, weisse Seerosen, blaues Wasser. Hin und wieder höre ich das Mähen eines Schafes, das Zirpen einer Grille oder das Rascheln der Kühe auf der Wiese. Ausserdem natürlich den «Flüstermotor» meines Bootes. Ich bin ganz alleine unterwegs, treffe über eine Stunde lang auf keine andere Menschenseele. Es ist warm und sonnig. Das ist Entspannung pur! Noch vor wenigen Wochen habe ich noch nie von diesem Ort in den Niederlanden gehört, nun bin ich begeistert und weiss: Ich werde wiederkommen. Der Ort, der mich so in seinen Bann gezogen hat, befindet sich in der niederländischen Provinz Overijssel und heisst Giethoorn. Er liegt etwa 45 Autominuten vom IJsselmeer entfernt. «Ein kleines Venedig», habe ich im Internet gelesen und dachte mir, dass sich die Reise dorthin bestimmt lohnt. Und tatsächlich: Die vielen Flüsse und Brücken erinnern mich stark an die Stadt in Norditalien, von der Grösse her sind die beiden Orte aber nicht zu vergleichen. Auch Giethoorn ist grösstenteils autofrei und ist bekannt für seine Wasserstrassen voller Boote, seine Spazier- und Fahrradwege sowie die jahrhundertealten Reetdachhäuser. Giethoorn grenzt an einen Teil des Nationalparks Weeribben-Wieden, eine Sumpflandschaft, die aus Moor- und Feuchtwiesen, Schilfgebieten, Sumpf- und Bruchwäldern besteht.

Mit dem Boot erkunde ich Giethoorn – es ist herrlich ruhig hier mitten im Naturschutzgebiet.

Ich habe Glück: Während der Tage, an denen ich in Giethoorn bin, haben die meisten Niederländer und Deutschen noch keine Sommerferien. Es ist deshalb überhaupt nicht überlaufen hier, es hat nur wenige Touristen und die Stimmung ist sehr gemütlich und romantisch. Klar, im «Zentrum» – wenn man das überhaupt sagen kann, denn Giethoorn ist mit seinen 2500 Einwohnern sehr klein – hat es andere Reisende, die ebenfalls mit dem Boot über die vielen Flüsse tuckern. Ich habe aber einen Teil entdeckt, bei dem ich mitten durch ein Naturschutzgebiet fahren kann und dabei wirklich alleine bin. Die Flüsterboote kann man in Giethoorn an jeder Ecke mieten. «Bootverhuur» heisst es dann jeweils.

Auf dem Wasser wird es nie langweilig 

Mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Kilometer pro Stunde bewege ich mich den ganzen Tag auf dem Wasser. Klingt nach einer langen Zeit, aber es lohnt sich auf jeden Fall und ich kann die Natur in vollen Zügen geniessen. Der Bootsvermieter hat mir schon gesagt: «Auf dem Wasser wird es nie langweilig!», und er hatte Recht.

Die ersten Stunden verbringe ich auf den verwinkelten Grachten mitten in einem Naturschutzgebiet und plötzlich befinde ich mich auf einem See, dem Bovenwijde, und sehe von überall her andere Boote kommen. Zwei kleine Inseln laden zu einer kurzen Pause ein und wer eine Erfrischung braucht, springt einfach in den See. Dafür muss man nicht einmal schwimmen können: Der See ist nur 80 Zentimeter tief, man könnte ihn also auch zu Fuss durchqueren. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen und nutze das kühle Nass als Erfrischung.

Nach dem ruhigen Naturschutzgebiet und dem viel befahrenen See geht es für mich weiter über einen Kanal durch das «Zentrum». Hier entsteht teilweise ein kleiner Bootsstau, denn durch die engen, verwinkelten Kanäle zu kurven, ist gar nicht so einfach – vor allem, wenn man das vorher noch nie gemacht hat. Die Boote können auch jederzeit am Ufer festgemacht werden. Das tue ich dann auch und erkunde Giethoorn noch ein wenig zu Fuss, bevor es wieder aufs Boot geht. Der Weg dem Fluss entlang ist sehr schmal, Fahrradfahrer und Fussgänger kommen nur knapp aneinander vorbei. Ausserdem sind die meisten der zahlreichen süssen Brücken nicht für die Besucher gedacht, sondern führen direkt zu Privatgrundstücken. Daran merkt man, das Giethoorn früher eben kaum Touristen angelockt hat, sondern ein «normales» Dorf war. Heute wird man als Tourist darauf aufmerksam gemacht, dass man die Einheimischen respektieren und die Häuser nicht fotografieren soll, es sei schliesslich kein Museumsdorf. Teilweise fällt das etwas schwer, denn die Häuser werden durch schmucke Gärten und farbenprächtige Blumen geschmückt, was gemeinsam mit den Brücken und dem Wasser perfekte Fotomotive ergibt.

Es geht unter zahlreichen Brücken hindurch.


Zwei Ausflüge in der Umgebung

Da Giethoorn selbst wirklich klein ist, und ich mehrere Tage hier verbringe, mache ich noch je einen Ausflug zu zwei anderen Orten. Der erste ist Blokzijl, eine Kleinstadt, die die Besucher mitten ins 17. Jahrhundert führt. Die frühere Festungsstadt wurde mehrfach erobert, zerstört und wieder aufgebaut und schliesslich wurde Blokzijl eine Handelsstadt. Schon als ich um die Kurve komme und einen ersten Blick auf den historischen Hafenbereich werfe, bin ich fasziniert von diesem Ort. Ich habe wirklich das Gefühl, hier ist die Zeit stehengeblieben. Unter anderem auch dank der prächtigen Kaufmannshäuser, die häufig mit Seilzug und einem Warenlager ausgestattet waren. Einen Eindruck der niederländischen Ingenieurskunst bekommt man, wenn man die vielen Zugbrücken sieht, die immer wieder hochgezogen werden, damit die Schiffe durchkommen. Ich spaziere durch die Kleinstadt, kehre zwischendurch in einem der süssen Kaffees ein und geniesse die ruhige und unaufgeregte Atmosphäre. Den zweiten Stopp mache ich im alten Fischerdorf Urk, das direkt am IJsselmeer liegt. Ich bestaune den Fischereihafen und die vielen alten Häuser. Eine der Sehenswürdigkeiten ist ausserdem der Leuchtturm. Bei meinem Spaziergang durch Urk halte ich kurz inne und kann zusehen, wie ein Schiff in einer Werft repariert wird. Ich mag die raue Stimmung hier und verweile noch ein bisschen, bis ich zurück nach Giethoorn fahre.

Der Hafen von Blokzijl       

Kanäle von Blokzijl

Urk und das IJsselmeer

Von Giethoorn kann ich mich dann nur schwer trennen. Ich habe mich wirklich in diesen kleinen Ort verliebt. Einen Ort, an dem in entspannen konnte, der hinter jeder Kurve wieder etwas Schönes zu bieten hatte und ein Ort, der mich einfach auf eine spezielle Art und Weise berührt hat.

Idyllisches Giethoorn

7 Antworten

  1. Giet..was? Noch nie was davon gehört, aber hört sich interessant und richtig nett an. Vielen Dank dass du diesen Tipp geteilt hast!

  2. Herzlichen Dank für die lieben Worte, das freut mich sehr! Schön, dann schon mal viel Spass, falls du bald gehst 😉

  3. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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