Neuschwanstein: Top oder Flop?

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Neuschwanstein: Mädchentraum oder Touristenfalle?

Ich geb’s ja zu: Für mich ist mit dem Besuch von Neuschwanstein ein langjähriger Traum in Erfüllung gegangen. Wie ein Märchenschloss – bezaubernd und unwirklich zugleich – thront es oberhalb von Hohenschwangau bei Füssen in Südbayern. Es ist das im Ausland bekannteste Bauwerk Deutschlands, ist der Höhepunkt einer jeden Europareise bei Asiaten und stand Modell für Cinderellas Disney Schloss. Man hat mich gewarnt: Es sei eine Touristen-Abzocke, man wird nur durchgeschoben, es sei die Reise nicht wert. Aber ich ließ mich nicht davon abbringen und so besuchten wir diesen März das winterliche Neuschwanstein.

Neuschwanstein: Top oder Flop?
Neuschwanstein: Top oder Flop?

Die Anreise

Von Linz ist Neuschwanstein eine gut 4-stündige Autofahrt entfernt. Auf halber Strecke, legten wir einen Zwischenstopp am Chiemsee ein, um uns die Beine zu vertreten und die erste Frühlingsonne zu genießen. Auch hier hat sich König Ludwig der II. mit Schloss Herrenchiemsee ein Denkmal gesetzt. Ob ich die größte Chiemsee-Insel auf meine Reise-Bucket-List setzten soll?

Chiemsee
Chiemsee

Füssen

Unsere Unterkunft lag in Füssen und somit nur knapp zehn Autominuten von Neuschwanstein entfernt. Die Altstadt von Füssen, dessen Ursprung bis in die Römerzeit zurückreicht, lädt mit ihren unzähligen kleinen Geschäften und Lokalen zum Flanieren ein. Wie ihr auf den Fotos erkennen könnt, war das Wetter sehr wechselhaft. Dem Sonnenschein folgte Regen und Nebel – ein Wechselspiel, das dem April alle Ehre gemacht hätte. Davon ließen wir uns aber nicht beirren und spazierten auch zum gotischen Hohe Schloss Füssen, das auf einem Hügel über der Altstadt zu finden ist. Neu für uns war die Illusionsmalerei an der Fassade des Innenhofs. Wie der Name schon sagt, entsteht dadurch die Illusion zahlreicher Erker- und Backsteinvorsprünge. Diese Scheinarchitektur entstand bereits im 15. Jahrhundert und wird in regelmäßigen Abständen restauriert.

Altstadt zu Füssen
Altstadt zu Füssen
Spaziergang durch die Altstadt
Spaziergang durch die Altstadt
Hohes Schloss Füssen
Hohes Schloss Füssen
Illusionsmalerei im Innenhof, Hohes Schloss Füssen
Illusionsmalerei im Innenhof, Hohes Schloss Füssen
Schlosspark, Blick auf die Lech
Schlosspark, Blick auf die Lech

Scheinarchitektur, Hohes Schloss Füssen
Scheinarchitektur, Hohes Schloss Füssen
Schlosspark Füssen
Schlosspark Füssen

Schloss Hohenschwangau

Nicht umsonst liegt Schloss Hohenschwangau genau gegenüber von Schloss Neuschwanstein. War dies doch die Sommerresidenz der königlich Bayrischen Familie. Somit verbrachte Ludwig der II. einen Großteil seiner Kindheit hier und lernte die Gegend rund um den Alpsee zu schätzen. Auch während der Errichtung Neuschwansteins von 1869 bis 1884 verbrachte er viel Zeit auf Hohenschwangau, um den Fortschritt des Baus aus nächster Nähe beobachten zu können.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Standort im 11. Jahrhundert unter dem Namen Burg Schwanstein. Das heutige Aussehen erhielt das viergeschossige Schloss im 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert wurde es dem neugotischen Baustil angepasst. Während der Führung kann man drei der vier Geschosse des Hauptgebäudes besichtigen. Darunter auch Ludwigs Schlafzimmer, das einzige Zimmer, dass er nach dem Tod seiner Eltern adaptieren ließ.

Schloss Hohenschwangau
Schloss Hohenschwangau
Der Aufstieg nach Schloss Hohenschwangau
Der Aufstieg nach Schloss Hohenschwangau
Schloss Hohenschwangau ganz nah

Schloss Hohenschwangau in der Sonne

Schloss Neuschwanstein

Entworfen von einem Künstler, umgesetzt von den wohl fähigsten Architekten ihrer Zeit, ließ Ludwig der II. Neuschwanstein als Denkmal der zu Ende gehenden Ritterzeit erbauen.
Zuvor stand an diesem Platz die Ruine der Burg Vorderhohenschwangau, die er bereits als Kind vom elterlichen Schloss aus sehen konnte. Hier entstanden vielleicht auch die ersten Visionen von Neuschwanstein, das sein Ideal einer mittelalterlichen Ritterburg darstellt. Mit seiner Regierungsübernahme 1864 war der Bau nun in greifbare Nähe gerückt und nach nur 5-jähriger Recherche- und Planungszeit erfolgte 1869 der Spatenstich. Während der Bauzeit von 15 Jahren wurden neuste Erfindungen, wie Dynamit, Stahlträger und Kunststein eingesetzt. Ludwigs Interesse an der Wissenschaft wird auch beim Innenausbau des Schlosses deutlich: Fließend Wasser, ein vollautomatischer Drehspieß in der Küche, ein Telefonanschluss und eine Warmluftheizung machen klar, dass man sich an der Wende zur Moderne befindet. Abgesehen davon ist das Schloss nicht nur Außen sondern auch Innen ein spektakuläres und phantastisches Gesamtkunstwerk. Fotografieren strengstens verboten – aber das muss man sowieso selbst gesehen haben. Leider wurde der Ausbau Neuschwansteins mit dem Tod Ludwigs des II. sofort eingestellt, weshalb heute nur 20 der 200 Räume fertiggestellt sind.

Schloss Neuschwanstein
Schloss Neuschwanstein

Kutsche Schloss Neuschwanstein

Organisatorisches und Tipps

Eintrittskarten vorab reservieren: Um die Wartezeit beim Ticketkauf zu verkürzen, würde ich euch raten die Eintrittskarten im Vorhinein online zu buchen. Dabei könnt ihr Einzel- oder Kombi-Tickets für Schloss Hohenschwangau, Neuschwanstein und das Museum der Bayrischen Könige reservieren. Zu beachten ist, dass man die Tickets nur am Tag der Führung im Ticketcenter abholen kann.
Pünktlich zu den Einlasszeiten erscheinen: Die auf der Eintrittskarte angegebene Einlasszeit ist genau einzuhalten, da man nur zum angegeben Zeitpunkt mittels Drehkreuz eingelassen wird. Ab dem Ticketcenter beträgt die Gehzeit zum Schloss Hohenschwangau ca. 15 Minuten, zum Schloss Neuschwanstein ca. 45 min. (Hier findet ihr eine Karte der Umgebung.)
Bus- und Kutschentransporte zu den Schlössern sind nicht im Ticketpreis enthalten und müssen beim jeweiligen Veranstalter extra bezahlt werden. Auch ist man für Verspätungen, die durch etwaige  Wartezeiten entstehen, selbst verantwortlich. Weder Bus noch Kutsche fahren direkt bis zum Schloss. (Eine Zufahrt mit dem eigene PKW ist auch für Personen mit Gehbehinderung verboten.)
– Für die Kleinsten bietet es sich an Tragehilfen oder -tücher mitzubringen.
– Der Weg zur Marienbrücke (und somit auch die Auffahrt per Bus nach Neuschwanstein) kann, vor allem in den Wintermonaten, witterungsbedingt gesperrt sein.
– Die Führung in Neuschwanstein findet live via Audio-Guide statt. Falls gewünscht kann man aus hygienischen Gründen  eigene Kopfhörer mitbringen.
– Am Anschluss an die Führung auf Schloss Neuschwanstein hat man die Möglichkeit an deiner Filmvorführung inkl. 3D-Animation teilzunehmen. Ist auch mit Kindern empfehlenswert!
– Das Café-Bistro auf Schloss Neuschwanstein bietet einen sagenhaft schönen Blick über das Tal. Genießt man hier einen Kaffee oder eine Brezel, kann man verstehen warum Ludwig der II. genau diesen Standort für sein Märchenschloss gewählt hat.

Aplsee
Blick über den Alpsee

Mein Fazit

Für uns hat sich der Ausflug zum Schloss Neuschwanstein allemal gelohnt. Dabei war nicht nur Neuschwanstein selbst einen Besuch wert – es zahlt sich auch aus die Umgebung, wie Füssen und Schloss Hohenschwangau, zu erkunden. Des Weiteren empfand ich die Organisation vor Ort als hervorragend. Kein Gedränge, kein Geschiebe und das obwohl bis zu 7.000 Besucher pro Tag gezählt werden. Einen kleinen Wermutstropfen gab es allerdings doch: Aufgrund des Wintereinbruchs war  die Marienbrücke gesperrt – sie wäre gewiss sehenswert gewesen – aber Sicherheit geht natürlich vor!

Sonja Bruckner

6 Antworten

  1. Neuschwanstein steht auch auf meiner Wunschliste! Was mich bisher aber abgeschreckt hat sind die Touristenmassen, die sich tagtäglich dort durch bewegen. Aber wenn es so gut organisiert ist, wie du sagst, ist das ja toll! Hoffe, ich schaffe es bald mal hin – ist ja wirklich ein Märchenschloss, das man mal gesehen haben muss 😉

  2. Ich weiß nicht wirklich, ob es eine Rolle spielt, aber wir waren an einem Montag… War zwar während der Osterferien, aber Wochenende und Feiertage würde ich trotzdem meiden 😉
    Die Kutsch- bzw. Busfahrt kann man sich sparen, wenn man normal fit ist. Es schaut weiter bzw. höher aus, als es ist. Da ist das Anstellen für Kutsche/Bus sicher anstrengender.
    Beim Eintritt zu den Schlössern an sich haben wir uns gar nicht angestellt. Das ist alles super getakted.

  3. Hallo Sonja,
    von wo ist denn das letzte Bild entstanden? Ich war schon einmal am Schloss Neuschwanstein, habe aber eine solche Perspektive nicht ausfindig machen können. In ein paar Wochen bin ich wieder da und hoffe, ich finde eine ähnlich gute Perspektive zum Fotografieren wie du. 🙂 Für einen Tipp wäre ich dankbar.

    Liebe Grüße
    Nat

  4. Hallo Nat,
    von der Colomanstraße aus. Wenn du rausfährst aus dem Gelände ist das die rechte Straße. Dort kann man gut zur Seite fahren, um zu fotografieren. Machen viele ;).
    Wünsch dir eine wunderschöne Reise!!!
    Liebe Grüße
    Sonja

  5. Oh das ist ja auch ein langer Traum von mir. Wahrscheinlich ist das die noch nicht erwachsen gewordene Prinzessin in mir, die das Schloss sehen will, ob Touristenfalle oder nicht. Von Berlin ist es leider so doof zu erreichen, aber irgendwann gönne ich mir die Reise dorthin 🙂

    Liebe Grüße,
    Anni

  6. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

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