Lost Place: Ehemalige Kammgarnfabrik in Möllersdorf

Zugegeben, das Gebäude der ehemaligen Kammgarnfabrik ist eigentlich kein „Lost Place“, da Teile nach wie vor genutzt werden. Trotzdem fand ich es mega spannend im Rahmen einer exklusiven Führung ein wenig über die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes zu erfahren und lang nicht mehr betretene Gebäudeabschnitte zu erkunden. Wenn man die riesigen – mittlerweile fast leeren – Hallen so sieht, kann man sich echt schwer vorstellen, dass hier zu Spitzenzeiten bis zu 1.300 Personen ihren Arbeitsplatz hatten.

Geschichte der Vöslauer Kammgarnfabrik in Möllersdorf

1824 wurde die Baumwollspinnerei von Josef Mohr gegründet und zwei Jahre später wurde die Fabrik im Traiskirchner Stadtteil Möllersdorf errichtet. 1861 erwarb dann Wilhelm Bidtel das Unternehmen und ließ im Jahr 1868 ein Arbeiterwohngebäude auf dem Gelände errichten. Im Folgejahr ging das Unternehmen jedoch in Konkurs und das Werk wurde erstmals stillgelegt. Dank der Creditanstalt und der Union Bank wurde 1971/72 die Möllersdorfer Kammgarnspinnerei und Weberei gegründet, welche 1874 abermals liquidiert wurde. Zwei Jahre später nahm die Vöslauer Kammgarnfabrik AG auf dem Gelände die Produktion von Schafwollgarnen und -zwirnen auf und konnte bei einer Versteigerung 1877 das Unternehmen erwerben. Zwischen den Jahren 1883 und 1890 wurden weitere Wohnhäuser für die Fabriksarbeiter auf dem Areal errichtet. Während der Kriegszeit wurden außerdem in einem Drittel der Produktionshallen Flugzeugersatzteile und Nachrichtengeräte für die Wiener Neustädter Flugzeugwerke erzeugt. Durch die Plünderungen und Zerstörungen während dieser Zeit konnte nach Kriegsende der Betrieb nur eingeschränkt aufgenommen werden. Im Zuge des Wiederaufbaues wurde nicht nur das alte Maschinenhaus umgebaut, sondern auch ein Feuerwehrhaus, neue Sanitätsräume und ein Festsaal erbaut. 1976 wurde die Spinnerei dann endgültig stillgelegt, da die Textilindustrie in den asiatischen Raum verlagert wurde. Tja und seit 1988 ist nun in Teilen dieses Areals das Stadtmuseum von Traiskirchen beheimatet, über das ich euch noch ein anderes Mal berichten werde.

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