Interview: Nach meiner schweren Krankheit ging’s auf Weltreise

DSC07047

Heute darf ich euch wieder eine tolle Persönlichkeit vorstellen: Anna-Sophie, die nach einer schweren Erkrankung sich den Traum ihres Lebens erfüllte: Eine Weltreise!

Liebe Anna-Sophie du bist 22 Jahre jung, aber hast schon eine Weltreise hinter dir. Wie kam es denn dazu?

Wie John Lennon schon vor geraumer Zeit wusste, ist Leben das was dir passiert, während du andere Pläne hast. Und genauso ging es mir mit 19 Jahren auch – das Abi frisch in der Tasche und das Flugticket nach LA bereits fest in der Hand. Ich vertrieb mir die freie Zeit mit Jobben und einiger Zeit in meiner Wahlheimat München. Bis zu einem Tag im September als sich mein Leben von heute auf morgen vollständig änderte und LA in weite Ferne rückte. Mich quälten unvorstellbare Rückenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost. Doch im Krankenhaus ging man von einer Grippe aus. Das war ein grober Fehler. Als ich einen Tag später nicht mehr alleine laufen konnte und alles nur schlimmer wurde war auch klar warum: Ich hatte eine unentdeckte Nierenbeckenentzündung, die soweit fortgeschritten war, dass ich eine Sepsis (Blutvergiftung) bekam. Nach Tagen des Bangens ging es mir immer schlechter und ich musste auf die Intensivstation verlegt werden. Mein Leben stand auf dem Spiel und meine Chancen zu Überleben schwanden von Stunde zu Stunde. Doch ich habe gekämpft und ich habe es geschafft. Genau 6 Monate nach meiner Entlassung erfüllte ich mir den Traum meines Lebens: Eine Weltreise. Mein Freund, der mich in dieser Zeit so liebevoll betreut und gestärkt hat, begleitete mich auch auf diese Reise.


Was hat deine Familie zu dem Vorhaben gesagt? Gerade wenn man gesundheitlich angeschlagen ist, ist es ja sicher nicht ohne Risiko in ferne Länder zu reisen.

Um ehrlich zu sein hat mich die Erkrankung in gewissen Dingen sehr egoistisch gemacht. Wenn man einmal dem Tod ins Gesicht geblickt hat, verändert das einen Menschen für immer. Ich wusste plötzlich klarer als zuvor was ich im Leben unbedingt erleben will und dafür kämpfe ich noch heute jeden Tag. Dabei habe ich recht wenig Rücksicht auf andere genommen, auch wenn mir das erst spät klar wurde. Der große Plan unserer Weltreise hielten Philip und ich lange unter Verschluss. Die ersten Flüge buchten wir sogar erst 2 Wochen vor der Abreise! 
Das kam sicherlich sehr unerwartet für unsere Familie und Freunde. Doch die Rückmeldung war sehr sehr positiv, weil es eben unser großer Traum war. Natürlich gab es auch Kritik, da wir bei Abflug erst 9 Monate zusammen waren und es mir gesundheitlich zwar besser ging, ich aber natürlich nicht gesund war. Doch ich kann voller Stolz sagen, dass alle hinter uns standen und uns in dem Traum bestärkt und teilweise sogar begleitet haben.

Welche Länder habt ihr bereist und von welcher Destination warst du am beeindrucktesten?

Unsere Weltreise führte uns von Kenia nach Malaysia, Australien, Hawaii, die USA Westküste entlang, nach Kanada, an die USA Ostküste bis nach Island und wieder in unsere Heimat. Häufig werde ich nach der schönsten oder wenigsten schönsten Destination gefragt, aber dies ist leider beides einfach nicht zu beantworten. Jeder Kontinent und jedes Land ist so individuell, dass es vollkommen auf die eigenen Bedürfnisse ankommt. Während Afrika ein rießiges Abenteuer war, Australien uns den schönsten Sommer unseres Lebens bescherte, konnte man hingegen in den USA super shoppen. Wenn ich jetzt etwas als Fazit sagen kann, dann dass ich mich sowohl in Australien als auch in Kanada verliebt habe. Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch, der das Abenteuer liebt aber dennoch in einer sicheren Umgebung wohnen möchte. Verbunden mit der atemberaubend schönen Landschaft und den vielen Sportmöglichkeiten sind das meine zwei absoluten Traumländer.

In Kanada hast du mit Downhill Mountainbiken begonnen, auch eher ein ungewöhnliches „Mädels-Hobby“. Wie bist du denn darauf gestoßen und hast du auch noch andere Aktivitäten auf deinen Reisen ausprobiert?

Das Fahrrad fahren und ich waren schon immer so eine Sache. Beigebracht hat es mir mein geliebter Opa, mit dem ich des Öfteren Radtouren unternommen habe. Mit 7 bekam ich mein erstes Mountainbike und fuhr leidenschaftlich gerne Treppen herunter oder mitten durch den Wald. Irgendwie verlor ich das aus den Augen, bis ich nach dem Abi einen Downhill Kurs in meiner Heimat Heidelberg machen wollte. Doch dann kam die Erkrankung dazwischen.
Ein Jahr später fand ich mich im Downhill Mekka wieder: In Whistler (Kanada).
Ich hatte einen rießigen Respekt und war mir vor meinem Coaching gar nicht mehr so sicher ob das eine gute Idee war. Doch mein Coach Marius fackelte nicht lange und es ging sofort in den Lift. Nach den ersten Minuten war mir klar: Das ist es! Das ist dein Sport! Ich wurde immer sicherer und habe richtig Blut geleckt. Auch ein bisschen echtes, da Stürze bei diesem Sport nicht ausbleiben, aber ich kann jeden nur dazu ermutigen es wenigstens mal auszuprobieren. Wieder zu Hause angekommen war die erste Anschaffung natürlich ein Downhill Bike. Mittlerweile besitze ich zwei und möchte mir ein Leben ohne diesen Sport nicht mehr vorstellen.
Unsere anderen Aktivitäten erstreckten sich von Schnorcheln in Kenia, über Wellenreiten in Australien bis hin zu Kayak fahren auf dem offen Meer.

Gab es auch „Pannen“ oder unschöne Dinge auf eurer Reise?

Glücklicherweise kann ich sagen, dass uns größere Pannen erspart geblieben sind. Es gibt so viele Dinge vor denen man Angst hat bevor man so ein Abenteuer wagt – doch sie waren durchweg unbegründet.
Zu den schlimmsten gehörten eine heftige Magen-Darm-Erkrankung in Afrika. Wir lagen beide komplett flach und uns ging es selten so elendig. Dann eine heruntergefallene und liegengelassene Bordkarte bereits in Frankfurt vor dem Abflug (haben wir natürlich wieder gefunden). Ein wirklich miserables Hotel in Kanada, welches noch dazu das teuerste unserer Reise war. Ein nicht gebuchter Flug von USA nach Europa, der uns fast die Einreise verwehrt hat. Und zum krönenden Abschluss ein falsch gebuchter Weiterflug – ein paar zusätzliche Tage auf Hawaii waren aber auch sehr schön .

Würdest du im Nachhinein alles genauso machen und hat dich die Zeit unterwegs verändert?

Auch wenn unsere Reise wundervoll, abenteuerlich und sicherlich unvergesslich war, waren wir uns sehr bald einig, dass wir die Zeit für so viele Orte einfach zu kurz bemessen hatten. Man sollte noch freier in seiner Gestaltung sein können, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Mir fiel es bereits in Hawaii auf, dass ich überhaupt nicht mehr in der Lage war die neuen Eindrücke zu verarbeiten, speichern und vor allem genießen zu können. Und das ist sehr schade. So kam es öfter vor, dass wir einen Tipp bekamen: Zum Beispiel für einen wunderschönen See in Kanada. Dort angekommen wussten wir nicht so recht ob wir richtig sind, denn auf unserer Reise hatten wir bereits 4 noch atemberaubendere Seen entdeckt. Sowas macht nachdenklich und führt einem die Hektik und Arbeit welche dennoch mit so einer Reise verbunden sind, vor Augen. Das nächste Mal würde ich ganz das Abenteuer wählen und komplett offen lassen wie lange man wo verweilt und wie die Reise weiter geht. Denn weiter geht es im Leben ohnehin immer. 
Die Reise hat mich sicherlich verändert. Ich denke dass jede Reise dies tut. Mir wurde klar, wie wenig man zum Leben braucht und in was für einem Überfluss wir eigentlich zu Hause leben. Dass Besitz auch erdrücken kann und ein ortsunabhängiges Leben wunderbar sein kann. Dass ich nicht zwangsläufig diese Sicherheit brauche und dass ich über mich hinaus wachsen kann wenn ich will. 
Doch am meisten sind wir als Paar gewachsen. Nach 9 Monaten Beziehung eine Weltreise zu wagen war ein Abenteuer von dem keiner wusste wie es tatsächlich  ausgeht. Natürlich hatten wir Situationen in denen wir mehrere Tage nicht miteinander geredet haben und sogar in getrennten Betten geschlafen haben, doch irgendwie fanden wir bisher immer wieder zueinander. Ohne den anderen ging es einfach nicht. Das ist wohl das schönste Gefühl der Welt.

Ich habe in deiner Bucket List gelesen, dass du gerne im Ausland leben würdest. Was wäre dein Traumland?

Zugegeben reizt mich an diesem Gedanken am meisten das Neue und Unbekannte. Insofern habe ich kein bestimmtes Land vor Augen, auch wenn ich mir Kanada und Australien gut vorstellen kann. Ich denke im Leben gibt es viele Chancen die darauf warten ergriffen zu werden und sollte es mal soweit sein, werden wir dies sicherlich tun. Das Wichtigste für mich ist, meinen Mann an meiner Seite zu haben – da wird der Ort zweitrangig und „zu Hause“ kann plötzlich überall sein wo er auch ist.

Wohin führt dich deine nächste Reise? 

Vor nicht allzu langer Zeit bin ich aus Madeira wiedergekommen, doch die nächste Reise ist bereits geplant. Der genaue Zeitpunkt ist noch ungewiss, aber sie wird mich mit meiner besten Freundin nach Paris führen. Ich liebe diese Stadt und würde sie gerne mal im Winter kennen lernen. Da ist das Timing dieses Jahr perfekt!

Wo siehst du dich in 10 Jahren?

In zehn Jahren bin ich 32 Jahre und mitten im Leben. Die meisten entscheiden sich im Laufe dieser Zeitspanne für eine Karriere oder die eigene Familie. Ich wünsche mir einen Mittelweg zu finden, da mir persönlich beides sehr wichtig ist. In zehn Jahren will ich mein Medienmanagement Studium beendet haben und nach wie vor im Marketing arbeiten, mich eventuell sogar selbstständig machen, aber das wird sich zeigen. Ich möchte in diesen 10 Jahren auf jeden Fall meinen Mann heiraten und eine kleine Familie gründen. Darauf freue ich mich am meisten. Und zu gerne würde ich wissen wo wir dann wohnen werden, aber zum Glück ist das Leben ein riesengroßes Abenteuer das immer für eine Überraschung gut ist. Und wenn ich in den letzten drei Jahren etwas gelernt habe, dann ist es immer auf sein Herz zu hören. Wenn der richtige Zeitpunkt für etwas gekommen ist, dann merkt man das.

Wer mehr von Anna-Sophie lesen will, sollte unbedingt auf ihrem Blog Alicious Wonderland vorbeischauen, denn nicht nur sie ist eine sympathische Persönlichkeit, nein auch ihr Blog ist wirklich unterhaltsam und sehenswert!

Eine Antwort

  1. Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert