Interview: Mit Wölfen kuscheln? Meine Zeit in den USA!

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Ich glaube eine Auswanderung in die USA ist für viele ein Traum. Anna hat sich diesen Wunsch 2007 erfüllt und ist mit ihrem Ehemann – zumindest für ein paar Jahre – nach Amerika ausgewandert, arbeitete in einer Auffangstation für exotische Tiere und lernte den amerikanischen Lebensstil zu schätzen. Mittlerweile ist sie zurück in Deutschland und hat eine kleine Tochter, eine erneute Auswanderung ist allerdings nicht ausgeschlossen…

Liebe Anna, schön, dass du dir Zeit für dieses Gespräch genommen hast. Mast du dich kurz meinen Lesern vorstellen?

Hallo liebe Leser, ich bin Anna, Ende 20, Mutter, Ehefrau und Bloggerin. Seit 2012 führe ich meinen Blog The Anna Diaries. Angefangen hat alles damit, dass viele Freunde wissen wollten, wie meine Zeit in Amerika so war. Auch wenn das heute weniger das Thema auf dem Blog ist.

Du bist 2007 mit deinem Ehemann, einen Amerikaner, in die USA ausgewandert. War dies eine spontane Aktion, oder ein lang überlegter Schritt?

Das war relativ spontan. Zu 100% spontan geht es gar nicht, weil man sich wirklich um einige Sachen kümmern muss, aber wir haben nur ca 5 Monate zur Vorbereitung gebraucht. Es lief einfach darauf hinaus, dass die Zeit meines Mannes in der US Army bald vorbei sein würde und somit musste er ja wieder zurück in die USA. Da habe ich dann einfach mal alles über Bord geworfen und bin mit gegangen.

Wie waren die bürokratischen Hürden? Ist es wirklich so mühsam wie man es sich vorstellt?

Für uns war das alles relativ einfach. Man muss bedenken, dass mein Mann im Militär war und wir somit kompetente Hilfe von allen Seiten hatten. Hinzu kam, dass er selber Amerikaner war und ich eigentlich nur ein Heiratsvisum brauchte. Das K-1 für alle diejenigen, die auch einen Amerikaner heiraten wollen. Das lief auch alles sehr schnell ab, da wir es direkt über die Army beantragen konnten. Danach kamen dann hohen Green Card Kosten auf uns zu. $1600 war das und wirklich viel Papierkram. Von Deutschland aus ist das übrigens billiger, sobald man 7 Jahre verheiratet ist. Ab 7 Jahre Ehe mit einem Amerikaner kann man automatisch die Green Card beantragen, egal ob man in Deutschland oder in Amerika wohnt. Ich denke ich hatte da einfach Glück mit der Army, der Tatsache, dass ich einen Amerikaner geheiratet habe etc. Wenn man so eine Green Card haben will ist das um einiges komplizierter.

Was haben deine Familie und Freunde gesagt, als du ihnen den Entschluss zur Auswanderung mitgeteilt hast? Die USA ist ja nicht gerade „ums Eck“ und mal eben schnell seine beste Freundin zum Geburtstag besuchen ist wohl auch eher schwierig? Wie habt ihr das gemanaged?

Meine Freunde haben mich für verrückt erklärt! Immerhin ging es einmal um die halbe Welt. Meine Mutter hat es am Anfang auch nicht verstanden und war enttäuscht, dass sie nicht bei der Hochzeit dabei sein konnte. Familie und Freunde habe ich 3 Jahre lang nicht gesehen. Meine Mutter hat uns besucht als unsere Tochter auf die Welt kam und ein Jahr später kam eine gute Freundin von mir als Geburtstagsüberraschung zu uns nach Chicago. Aber ich habe schon viel verpasst. Die Hochzeit meiner damaligen besten Freundin, Geburtstage, Weihnachtsfeiern mit der Familie. All das hat irgendwann wirklich aufs Gemüt geschlagen, so glücklich in Amerika ich auch war.

Was hat dich an deiner neuen Heimat fasziniert? Gab es große Unterschiede zu Deutschland?

Amerika ist eben das Land der Freiheit. Wir haben lange Zeit mitten im Nirgendwo gewohnt und man konnte einfach ins Auto stiegen und tagelange Reisen durch Amerika machen. Der größte Unterschied war definitiv die Weite. Selbst zum Einkaufen mussten wir gut 20 Minuten Autofahren, wenn es hier auch zu Fuß geht. Man braucht wirklich ein Auto in Amerika um überhaupt überleben zu können. Natürlich gibt es auch 24 Stunden Öffnungszeiten bei Supermärkten und gewisse Medikamente sind einfach so an der Kasse zu kaufen. Das ist sicher die größte Umstellung gewesen. Ach und Klimaanlagen! Jeder noch so kleine Laden hat im Sommer seine Klimaanlage an! Da kann man schon mal ungewollt krank werden.

Wie ich gesehen habe, hast du in einer Auffangstation für misshandelte exotische Tiere ehrenamtlich gearbeitet. Wie bist du zu diesem Job gekommen und was hat sich daran fasziniert?

In Amerika ist das Arbeiten wesentlich leichter als hier. Man braucht keine Ausbildung um einen guten Job zu bekommen. Damals haben die Besitzer der Station neue Helfer gesucht und ich bin spontan Samstags mal hin gefahren und wurde sofort eingearbeitet. Morgens kümmerte man sich um die verschiedenen Tiere. Affen und Vögel bekamen Futter, das Fleisch für die Raubkatzen wurde zerkleinert und dann verfüttert. An den Wochenenden standen Nachmittags Touren mit Besuchern an, wo jedes Tier genau vorgestellt wurde und die Lebensbedingungen vor uns erklärt wurden. Da kam es schon mal vor, dass die Leute kopfschüttelnd vor einem Käfig standen, weil der Tiger da drin mitten in der Großstadt in einer kleinen Wohnung aufgewachsen ist. Unvorstellbar hier in Deutschland, aber leider vollkommen normal in Amerika. Durch diesen Job habe ich eine wirklich gute Ausbildung genossen und die zwei Jahre haben unheimlich viel Spaß gemacht. Direkt am ersten Tag wurde ich in das Wolfsgehege geschickt und durfte kuscheln und auch die Pumas wurden mir Haut zu Fell vorgestellt.

Rückblickend: Wie würdest du deine Zeit in Amerika beschreiben?

Es war eine wunderbare Zeit, die ich heute noch sehr vermisse. Ich denke gerne an die Zeit zurück und die Erfahrungen die ich dort gemacht habe. Wenige Leute werden verstehen, wie es sich anfühlt in ein völlig fremdes Land, am anderen Ende der Welt zu ziehen, weil es sich viele einfach nicht trauen oder sich nicht leisten können. Ich wünsche wirklich jedem zumindest ein Jahr irgendwo anders auf der Welt. Es verändert die Art und Weise wie man auf das Leben schaut und wie man es lebt.
Besonders größere Städte wie Chicago, wo wir auch ein Jahr gelebt haben sind absolut faszinierend. Solche großen Städte kennen wir hier in Deutschland ja kaum. Skyscrapers, amerikanische Geschichte wie das Hard Rock Cafe oder Gino’s East Pizza. Dazu der wunderbare Michigan Lake, der wirklich riesig ist und die Skyline von Chicago nur noch besser hervor hebt. Auch wenn Großstädte sehr Touristenbeladen sind, macht es Spaß dort zu wohnen.

Mittlerweile bist du ja wieder zurück in Deutschland und hast eine Tochter. Bereust du dieser Rückkehr? Was ist für die Zukunft geplant? 

Bereuen – nein. Nicht wirklich. Allerdings würde ich beide Länder doch ganz gerne verbinden. 24 Stunden einkaufen gehen können ist super praktisch. Medikamente fürs Kind haben, die es hier nicht gibt, wäre auch von Vorteil. Am meisten vermisse ich übrigens das Essen. Man denkt bei Amerika zwar meistens an Fast Food und ungesunde Sachen, aber so ist es nicht. Ich bin sogar so weit gegangen, dass ich die Rezepte zu Hause nach koche und auf meinem Blog vorstelle.
Für die Zukunft ist irgendwann eine Rückkehr geplant. Ich habe definitiv noch nicht genug von Amerika gesehen. Der Traum wäre irgendwo in New England zu leben. Rhode Island, Maine, Massachussets, Conneticut, mir ist das eigentlich ganz egal, aber die Gegend fasziniert mich und ich konnte sie bisher noch nicht genießen. Außerdem wäre es wunderschön, wenn wir mit einem großen Wohnmobil alle 49 Staaten bereisen könnten. Geht dort übrigens sehr einfach, weil Kinder von zu Hause aus unterrichtet werden können.

Wenn ihr nun mehr von Anna, ihren Reisen und ihren Leben lesen wollt, klickt unbedingt auf ihren Blog, oder probiert eines ihrer amerikanischen Rezepte, wie den Crunchwrap Surpreme aus. 😉

4 Antworten

  1. Tolles Interview und wieder eine interessante Geschichte.
    Könntest du dir auch vorstellen woanders als in Amerika zu leben?

  2. Hallo 🙂

    Ja unsere kleine spricht beide Sprachen und das für eine 5 Jährige sogar fließend und so ohne Fehler. Also so, wie man es von einer 5 Jährigen eben erwartet 🙂

  3. Definitiv. England wäre noch so ein kleiner Traum. Ich liebe England total und mag den Akzent voll.
    Amerika liegt einfach "näher" weil wir dort Familie haben und erstmal dort unter kommen könnten. Aber sollten wir zufällig irgendwie einen guten Job in England oder einem anderen Land, in dem Englisch gesprochen wird, kriegen, dann kann ich mir auch vorstellen, dahin um zu siedeln.

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