Könnt ihr euch noch an meine Interview-Reihe erinnern, die ich zu Beginn dieses Blogs regelmäßig geführt habe? Mittlerweile ist dieses Format zwar etwas eingeschlafen, nichtsdestotrotz habe ich mich gefragt, was aus den Mädels und Jungs geworden ist. Besonders Michelles Leben verfolge ich seither mit großer Bewunderung und Interesse, da ich sie damals als extrem positive und lebenslustige junge Frau kennenlernen durfte. Ganz ehrlich: Ich habe noch NIE einen so faszinierenden Menschen – wenn leider auch nur virtuell – wie sie es ist getroffen! Damals plauderten wir darüber, wieso sie mit nur 21 Jahren der Lieben wegen in die Türkei ausgewandert ist und wie ihr Leben in dem neuen Land mit der fremden Kultur so verläuft. Knapp 1,5 Jahre später ist nun alles anders, weswegen ich sie gefragt habe, ob sie mir gerne noch mal Rede und Antwort stehen möchte.
Liebe Michelle, seit dem letzten Beitrag ist nicht nur einiges an Zeit vergangen, sondern auch sehr viel bei dir passiert: Scheidung, du hast die Zelte in der Türkei abgebaut, bis nun wieder glücklich neu vergeben und bereist die Welt als „Senior Receptionist“ auf einem bekannten Kreuzfahrtschiff. Wie würdest du die letzten Monate selbst zusammenfassen?
Erst vor ein paar Tagen hat mir Facebook meine Erinnerung von vor einem Jahr angezeigt, ein Bild verbunden mit Erinnerungen & Emotionen, wo bereits höchste Zeit für Veränderungen in meinem Leben war. Nun ein Jahr und ein paar Tage später hat sich bereits alles verändert. Das letzte Jahr bzw. die letzten Monate waren mehr als aufregend für mich. Es war wohl ein auf und ab der Gefühle und ich bin wahnsinnig dankbar für all die Unterstützung, die ich gerade in den ersten Monaten bekommen habe – wo ich dann auch u.a. meinen neuen Freund kennengelernt habe, der mir sozusagen die Sonne zurück brachte, als ich im Regen stand. Die Zeit hat mir gezeigt, dass Veränderungen zum Leben dazu gehören, dass man loslassen sollte, was einen runter zieht, was einem weh tut, was einem nicht gut tut. Die Menschen loslassen sollte, welche dich als Mensch nicht zu schätzen wissen und dich zu etwas machen möchten, was du in Wirklichkeit gar nicht bist. Die Zeit hat mir ebenfalls gezeigt, dass manches eben nicht für die Ewigkeit bestimmt ist. Somit kam es auch dazu, dass ich mir in dieser schwierigen Zeit mein erstes Tattoo am Knöchel habe stechen lassen: „I am the Captain of my soul!“ als Zeichen dafür, dass ich selbst aus dieser Zeit gelernt habe und nur ich alleine für mich selbst verantwortlich bin. Das nur ich alleine am besten beurteilen kann, was für mich und meine Seele am besten ist. Natürlich steht auch der dazugehörige Anker und der Begriff „Captain“ für meine Zeit auf dem Schiff, welche mir die Augen geöffnet hat. Letztendlich hat alles was im Leben passiert doch auch irgendwie einen Grund. Ich bin stolz auf meine letzten 7 Jahre in der Türkei, dankbar für die Menschen die ich durch das Leben dort kennenlernen durfte, dankbar, dass ich somit die Möglichkeit hatte eine dritte Fremdsprache zu erlernen, dankbar für die Arbeit die ich ausführen durfte, für all das Gute und aber auch für das Schlechte. Denn wäre es damals nicht so gewesen wie es ist, wäre ich heute nicht da wo ich bin.
Was bei dir besonders auffällt: Egal wie schwierig und verzwickt die Situation auch erscheint, du strahlst immer so viel Zuversicht und positive Energie aus. Wie machst du das? Was ist dein Geheimrezept?
Auch ich habe meine schlechten Tage. Gerade als ich damals kurz vor der Scheidung stand, dachte ich kurzzeitig, dass es nicht mehr weiter geht. Immerhin habe ich nicht nur eine Scheidung zu bewältigen gehabt, sondern auch mein komplettes Leben in der Türkei aufgegeben. Habe komplett wieder bei 0 anfangen müssen. Doch hab ich in dieser Zeit damals einen Satz gelesen, den ich mir zu Herzen genommen habe und den ich bis heute nicht vergessen kann: „Wer Sonne im Herzen trägt, wird bei Regen niemals nass!“ – Ein Satz mit dem ich mich bis heute absolut identifizieren kann, denn egal was im Leben auch passiert, es geht immer weiter! Und manchmal muss etwas enden, damit etwas Besseres kommen kann. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass all das von Nöten war, damit ich dahin gelangen konnte, wo ich jetzt bin! Vielleicht liegt es auch daran, dass ich eigentlich Krankenpflegerin bin und somit weiß, was es bedeutet, wenn man wirklich „leidet!“. Und dass man dankbar für das sein sollte, was man hat. Ebenfalls glaube ich daran, dass alles was im Leben passiert einen bestimmten Grund hat und jeder für sich selbst irgendwann verstehen wird, warum bestimmte Dinge im Leben passieren mussten. Letztendlich ist es einfacher mit einem Lächeln positiv in die Zukunft zu blicken, als mit traurigen Augen an etwas hängenzubleiben, was sich sowieso nicht mehr verändern lässt. Die Vergangenheit ist geschrieben, aber das was noch vor uns liegt, sind viele leere Seiten, die nur darauf warten von uns entdeckt und geschrieben zu werden.
Wirklich sehr schön gesagt! Kommen wir nun zu deinem Beruf, der für viele sicher spannend ist: Seit 3 Jahren arbeitest du schon als Rezeptionistin auf einem Kreuzfahrtschiff. Wie darf man sich denn den Alltag in diesem Job vorstellen? Gibt es überhaupt einen typischen Arbeitsalltag?
Seit Januar 2014 arbeite ich mittlerweile bei TUI Cruises. Angefangen als Trainee im Bar Department, promotet zum Bar Steward, aber dann auch schnell bemerkt, dass mir die Rezeption fehlt. Über ein sogenanntes Crosstraining habe ich dann damals in meiner Freizeit an der Rezeption „gearbeitet“ und hatte ziemliches Glück bereits 8 Wochen später an die Rezeption wechseln zu können. Seit Mai 2016 bin ich mittlerweile „Senior Receptionist“ – sprich ich leite sozusagen, dass Rezeptions-Team. Auf dem Kreuzfahrtschiff, gerade an der Rezeption, ist jeder Tag wie ein neues Abenteuer: Man weiß nie so wirklich was kommt! Aber genau das macht den Alltag auch so spannend. Meine Schicht beginnt morgens um 8:00 Uhr bis mittags 13:00 Uhr, sowie abends von 17:00 Uhr bis 22:00 Uhr und das natürlich 4 bis 6 Monate am Stück – Tag für Tag! Für viele sicherlich keine „leichte“ Vorstellung, aber man merkt schnell, dass das Arbeiten auf dem Kreuzfahrtschiff ein ganz anderes ist als an Land. Fremde werden zur Familie, mit denen du 4- 6 Monate auf engsten Raum zusammen arbeitest und auch deine Freizeit verbringst. Gerade wenn man seine Pausen damit verbringt, in der Karibik einen Tandem-Sprung aus dem Flieger zu wagen, in Dubai das größte Gebäude der Welt – den Burj Khalifa – erkundet, oder eben seinen Feierabend mit Menschen, die genau so verrückt sind wie du, in der Crew Bar verbringst. Dann weißt du, warum du das Arbeiten und Leben auf einem Kreuzfahrtschiff so sehr liebst und warum es überhaupt kein Problem darstellt, jeden Tag aufs Neue seine 10 Stunden 4 – 6 Monate am Stück zu arbeiten. Jeder Tag ist hier tatsächlich wie ein neues Abenteuer und gerade das macht die Zeit hier so einzigartig.
Du arbeitest ja mit deinem Freund auf demselben Schiff. Vorteil oder Nachteil quasi 24 Stunden am Tag „zusammenzukleben“ und sich nicht wirklich ausweichen zu können?
Durch die verschiedenen Arbeitszeiten „kleben“ wir ja keine 24 Stunden am Stück zusammen. Er ist Night Auditor hier auf dem Schiff – arbeitet also in der Nacht hier an der Rezeption, während ich meine Schichten am Tag absolviere. Sprich während ich nachts das Bett für mich alleine habe, darf er tagsüber alleine schlafen. Meistens muss er dann in meiner Pausenzeit aufstehen, damit wir unsere Nachmittage gemeinsam draußen verbringen können. Letztendlich haben wir uns durch das Schiff kennen und lieben gelernt, sowie wahnsinnig viele Gemeinsamkeiten dadurch entdeckt, die wir nun zusammen ausleben und erleben dürfen. Es ist toll jemanden an seiner Seite zu haben, mit dem man die Welt entdecken und gemeinsam Träume leben kann! Noch besser natürlich, wenn man in dieser Person sozusagen noch einen Seelenverwandten gefunden hat.
So wie ich das verstanden habe, ist nicht automatisch klar, dass man bei der neuen Tour auf demselben Schiff landet. Ist das nicht immer nervenaufreibend – auch wenn man nicht zum selben Zeitpunkt aufs Schiff gehen kann – und sich dann quasi wochenlang nicht sieht?
Wir machen diese Erfahrung nun zum ersten Mal, dass wir anfragen mussten zusammen fahren zu dürfen. Verheiratete Personen haben es da einfacher, denn da ist die gleiche Rotation eigentlich so gut wie selbstverständlich! Bei uns beiden hat es in diesem Vertrag glücklicherweise einfach von der Rotation her wieder gepasst. Aktuell warten wir auf Antwort der Firma für unseren nächsten Vertrag. Natürlich bzw. leider können sie eine gleiche Rotation nicht immer versprechen, gerade weil unsere Positionen so genannte „Single Positionen“ sind, sprich auf jedem Schiff gibt es unsere Position nur einmalig. Dennoch steht für uns beide fest, dass ein Fahren auf getrennten Schiffen für uns beide nicht in Frage kommen würde. Ich habe schon einmal eine Fernbeziehung geführt, was an Land aber noch mal was ganz anderes ist, als die Bedingungen einer Fernbeziehung auf dem Schiff. So ist man doch sehr eingeschränkt in der Kommunikation: Satellitenverbindung, sehr hohe Internetkosten, verschiedene Länder, verschiedene Zeitzonen, Arbeitszeiten und, und, und! Ebenfalls durften wir in diesem Vertrag mit 2 Monaten Unterschied aufsteigen, was mir auch noch mal verdeutlicht hat, dass eine Fernbeziehung auf verschiedenen Schiffen absolut nicht in Frage kommen würde. Es ist nervenaufreibend und selbst wenn es diesmal mit der Rotation klappt, ist es nicht sichergestellt, dass wir im nächsten Vertrag auch wieder zusammen fahren dürfen. Aber soweit wollen wir im Moment nicht denken, sondern hoffen, dass es zumindest für den kommenden Vertrag klappt. Wir halten zusammen und blicken gemeinsam in die gleiche Richtung.
Welche Route steht als nächstes an beziehungsweise wäre dein Traum?
Da lasse ich mich überraschen! 🙂 An erster Stelle steht momentan einfach, dass die Rotation bei uns passt und wir wieder zusammen fahren dürfen. Jede Route hat seine eigenen Vor- und Nachteile, seine eigenen ganz individuellen Abenteuer und Erlebnisse. Dennoch ist und bleibt mein Favorit vorerst Nordeuropa, mit Norwegen, Schweden, Nordkapp, Finnland, Dänemark & Co. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich diese Route erneut „entdecken“ und gemeinsam mit ihm noch einmal „erleben“ dürfte.
Wenn man dir auf Facebook folgt, hat man den Eindruck du erkundest gerade die Welt: Heute Martinique, morgen Aruba und übermorgen Barbados. Ist es wirklich so, dass man viel zu Gesicht bekommt, oder sind das eher die Ausnahmen im Job und die Arbeit steht klar im Vordergrund?
In erster Linie sollte einem natürlich bewusst sein, dass wir alle zum Arbeiten hier sind! Wir arbeiten 10 Stunden am Tag und das teilweise über 6 Monate am Stück. Das wir „so viel rum kommen“ ist nur das Sahnehäubchen auf dem Kuchen, welches wir uns sozusagen dazu verdienen! Ich habe Glück mit meinen Arbeitszeiten so hin zu kommen, dass ich eigentlich überall raus gehen kann. Es gibt aber auch durchaus andere Departments, wie zum Beispiel die Kollegen in der Wäscherei, welche von morgens bis abends im Durchdienst arbeiten und somit lediglich die Möglichkeiten haben raus zu gehen, wenn wir über Nacht in einem Hafen liegen – was leider aber nicht so häufig vorkommt. Man verbringt einfach die meiste Zeit auf dem Schiff mit den Kollegen, sowie mit der Arbeit. Deshalb ist es auch so wichtig, sich auf dem Schiff wohlzufühlen und vielleicht auch mit ein Grund, warum Kollegen zur „Familie auf Zeit“ werden. Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass das tägliche Arbeiten auch irgendwo anstrengend ist und man die ein oder andere Pause dann auch gerne mal mit einem Mittagsschläfchen verbringt, anstatt raus zu gehen. Das Glück welches wir haben, ist die Tatsache, dass wir viele Häfen mehrmals anfahren und sich die Routen teilweise über einen bestimmten Zeitraum wiederholen. Somit ist der Druck, jedes Mal raus gehen zu müssen/ wollen nicht ganz so groß.
Welche Stadt oder welcher Ort, war der tollste den du bisher bereisen durftest?
Mein Favorit ist definitiv Santorin (Griechenland). Die weißen Gebäude und das royalblaue Wasser – der Kontrast ist einfach der Wahnsinn! Eine Schönheit die sich auf keinerlei Fotos widerspiegeln lässt. Dicht gefolgt natürlich von unserem Geiranger Fjord in Norwegen, der auch mit zu den schönsten Erlebnissen meiner bisherigen Zeit hier auf dem Kreuzfahrtschiff gehört.
Wohin geht es denn in deinem nächsten „richtigen“ Urlaub? Und was steht auf deiner Travel-Bucket-List?
Im Moment habe ich noch ca. 2 Wochen bis es in meinen nächsten Urlaub geht. Aktuell ist allerdings noch keinerlei Urlaub für diesen Zeitraum geplant. Mein Freund und ich wollen erstmal unsere Zweisamkeit zuhause mit unseren Familien verbringen und abwarten wie unser Weg weitergehen wird. Vielleicht werde ich einen kleinen Abstecher in die Türkei wagen, um Freunde und Bekannte zu sehen und meiner alten Heimat wieder einmal „Hallo“ zu sagen – das entscheide ich allerdings spontan. Ein Traum meinerseits wäre es allerdings irgendwann mal einen Road-Trip durch Amerika mit meinem Freund zu wagen. Sowieso steht seit unserem ersten und leider bisher letzten Urlaub in Amerika (Miami im vergangenen Jahr) dieses Land als Reiseziel für uns ganz weit oben! New York, Las Vegas und ähnliches. Das Gute ist, dass wir beide so ziemlich die gleichen Träume und Ziele haben und somit gemeinsam noch einiges zusammen erleben und bereisen wollen.
Was kommt nach dem Schiffsleben, oder ist da noch lange kein Ende in Sicht?
Eigentlich hatte ich vor definitiv noch mindestens 2 Jahre zur See zu fahren. Ich liebe die Arbeit, dass Schiffsleben und alles was dazu gehört. Durch die neue Liebe in meinem Leben und die Tatsache, dass es uns nur noch im Doppelpack gibt, heißt es aber nun allerdings erstmal abwarten, was die Reederei mit uns vorhat. Wir wollen nichts planen, sondern abwarten was die Zukunft mit sich bringt.
Doch eins ist sicher, egal was auch kommt, wir wollen gemeinsam Hand in Hand in die gleiche Richtung steuern und abwarten wohin uns der Horizont führen wird.
3 Antworten
Das Foto mit den Flamingos ist ja großartig!
Aber sag, hast du gar kein Heimweh?
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