Heute gibt es wieder einen neuen Teil in meiner Interview-Reihe, wo ich Auswanderern und Vielreisern gerne ein paar Fragen zu ihrem neuen Leben stelle. Heute stand mir Susann, die für einige Zeit als Gästebetreuerin in Ägypten gearbeitet hat, Rede und Antwort!
Liebe Susann, schön, dass du dir Zeit für dieses Gespräch genommen hast. Mast du dich kurz meinen Lesern vorstellen?
Hallo, mein Name ist Susann, ich bin 24 Jahre alt, wohne in Leipzig und befinde mich derzeit im letzten berufsbegleitenden Lehrjahr zur Erzieherin.
Du hast ein halbes Jahr in Ägypten gelebt und dort in einem Hotel als Gästebetreuerin gearbeitet, wie bist du zu diesem Job gekommen?
In dem Hotel, wo ich als Gästebetreuerin gearbeitet habe, verbrachte ich bereits drei mal meinen Urlaub. Im Januar 2014 habe ich dort wieder Urlaub gemacht. Die damalige deutsche Gästebetreuerin suchte nach einer Nachfolgerin und so kamen wir ins Gespräch. Natürlich klang es sehr verlockend dort zu arbeiten, wo andere Urlaub machen. Dennoch hatte ich im Hinterkopf meine Ausbildung, Job, Freunde und Familie für einen gewissen Zeitraum zurücklassen. In Deutschland wieder angekommen, kreisten die Gedanken dort zu arbeiten immer weiter in meinen Kopf umher. Ich begann zu planen und stellte schnell fest, dass ich unbedingt dort arbeiten möchte.
Was haben deine Familie und Freunde gesagt, als du ihnen den Entschluss mitgeteilt hast? Fiel dir der Abschied schwer?
Ich sprach mit meiner Mutter darüber und sie stand von Anfang an hinter mir und unterstützte mich wo sie nur konnte. Ich ging in meine Schule und es folgten einige Gespräche. Ich durfte meine Ausbildung für 1 Jahr unterbrechen. Der Dreizeiler für meine Kündigung in der Arbeit war schnell geschrieben. Parallel dazu habe ich mich auch im Hotel in Ägypten gemeldet. Wenige Tage später kam die Zusage, das war am 27.02.2014 und am 30.03.2014 saß ich schon im Flugzeug. Als ich meinen Freunden die Entscheidung mitteilte gab es überwiegend Zuspruch, vereinzelt gab es natürlich auch negative Äußerungen. Am Tag des Abfluges fiel mir der Abschied von Freunden nicht allzu schwer, da ich wusste dass ich wiederkomme und nicht für immer weggehe. Meine Mutti hat mich damals zum Bahnhof gefahren und ich habe bitterlich geweint. Die Zugfahrt von Leipzig nach Frankfurt am Main verging ewig nicht. Als ich dann endlich im Flugzeug saß, rief ich meine Mutti wieder an. Ich hatte auf einmal Angst bekommen und war der ganzen Sache nicht mehr sicher. War es die richtige Entscheidung?!
Wie sah dein Arbeitsalltag aus? Gab es etwas was dir besonders gut gefallen hat, oder was dir gar nicht gelegen ist?
Mein Arbeitsalltag sah folgendermaßen aus: Meine Arbeitszeiten waren immer von Samstag bis Donnerstag von 9-17 Uhr, teilweise auch länger. Das war abhängig von den Check in und out Zeiten. Jeden Tag ging ich durch die gesamte Hotelanlage und ich suchte ständig Kontakt zu den Gästen. Das heißt ich musste jeden ansprechen aber auch ich wurde von Gästen angesprochen. Ich nahm Anfragen der Gäste entgegen und sorgte dafür diese zu regeln. Verabschieden und begrüßen der Gäste zu Check in und out Zeiten. Am Ende des Tages musste ich einen Tagesbericht schreiben, damit der Generalmanager einen Überblick hat. Desöfteren kam es auch vor die Gäste zum Arzt zu begleiten und dort zu übersetzen, wobei ich selber an meine sprachliche Grenzen kam. Ärzteenglisch habe ich in meiner Schulzeit nicht gehabt 🙂 Am meisten hat mir der Kontakt zu den Gästen gefallen. Ich habe sehr viele freundliche und herzliche Menschen kennengelernt, wo auch nach dieser Zeit Kontakt besteht und man sich bei Gelegenheit trifft. Aber auch dieser Job hat seine Schattenseite: Leider sterben auch im Urlaub Menschen und darum musste ich mich ebenfalls kümmern.
Was hat dich an deiner neuen Heimat fasziniert? Gab es große Unterschiede zu Deutschland?
Oh ja die gab es sehr wohl 😀 Eine große Umstellung waren die Gebetszeiten (5 mal am Tag) aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und gehörte für mich zum Leben dazu. Mittlerweile vermisse ich es 🙂 Dann war noch der Ramadan, eine sehr schwierige Zeit, die die Gäste natürlich nicht so mitbekommen haben. Einen Tee mit meiner Kollegin trinken oder zusammen essen gehen war in dieser Zeit nicht möglich. Es waren alle Mitarbeiter sehr angespannt und gestresst. Es war zu dem ja auch sehr heiß. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und fand schnellen Kontakt zu den Einheimischen und ihrer Kultur, auch Freundschaften entstanden und der Kontakt hält noch heute. Ich wurde in die ägyptische Kultur langsam herangeführt und mir wurde alles erklärt auch jede Frage wurde ausführlich beantwortet. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass eine Frau, die ihre Periode gerade hat nicht den Koran berühren darf, wenn dann nur mit einen Tuch. Man durfte auch nicht mit einem verheirateten Mann alleine an einem Tisch sitzen oder weggehen. Die Ägypter strahlen sehr viel Lebensfreude aus, Traurigkeit oder Kummer gibt es sehr selten. Jeden Tag schien die Sonne und es war sehr sehr warm, woran sich mein Körper nach einen guten Monat gewöhnt hatte. Das vermisse ich in Deutschland. Das Klima wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Es gab sehr viele Unterschiede zu Deutschland, da könnte ich noch viel mehr aufzählen 🙂
Hattest du Probleme mit der Sprache oder der Kultur?
Mit der Sprache hatte ich große Probleme, denn ich verstand kein Wort arabisch. In dem halben Jahr habe ich ein paar Brocken arabisch gelernt und kann mich ein wenig verständigen. Die Kultur in Ägypten hat mich fasziniert, aber sie hat auch ihre Schattenseiten, wo ich schon einige Zeit gebraucht habe um dies zu verstehen.
Konntest du in deiner neuen Heimat Freundschaften knüpfen und halten diese auch noch jetzt nach deiner Rückkehr?
In Ägypten habe ich sehr viele Einheimische kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Durch soziale Medien wie Whats App und Facebook bleibt man im ständigen Kontakt.
Mittlerweile bist du ja wieder in Deutschland. Bereust du diese Rückkehr? Was ist für die Zukunft geplant?
Die Rückkehr bereue ich schon ein wenig. Ich habe für mich persönlich keinen Abschluss gefunden und tagtäglich denke ich an diese wunderschöne Zeit zurück. Mein Leben hat sich in Ägypten um 180 Grad gedreht. Ich befinde mich nun im letzten Lehrjahr meiner Ausbildung zur Erzieherin. Was danach geplant ist kann ich noch nicht so genau sagen. Ich würde gerne für ein paar Monate auf einem Schiff arbeiten. Ich liebe das reisen, das war schon immer so 🙂
2 Antworten
Das finde ich echt spannend! Und es zeigt wieder, wie bereichernd es ist, einfach mal wenigstens für ein Jahr in ein anderes Land zu ziehen und sich auf eine vollkommen andere Kultur einzulassen.
Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂